Mittwoch, 17. August 2011

Salento - Valle de Cocora (13.-16.8.)

Nach längerer Internetabstinenz melde ich mich heute wieder mit einem kurzen Bericht über die letzten Tage. Wie gesagt, ein kurzer Bericht, denn leider ist mein Netbook nicht mehr zu gebrauchen und so sitze ich nun in Medellín und mühe mich mit dem pensionseigenen Mac ab... Nun aber zum Bericht.

Am Samstag bin ich in aller Früh von Cali aus aufgebrochen und so war ich schon gegen frühen Nachmittag im kleinen Städtchen Salento, das im sogenannten Eje Cafetero, dem Kaffeedreieck liegt. Wieso das so heisst wird schnell klar, wenn man sich die Hügel rund um den auf 1900m Höhe liegenden Ortes ansieht, denn da wächst, wie in der ganzen Gegend Kaffee, und zwar weit über die Hälfte des in Kolumbien angebauten Kaffees. Salento sollte eigentlich ein beschaulicher und ruhiger kleiner Ort sein, aber da habe ich die Rechnung ohne Wochenend- und Feiertagsmassen gemacht. Touristischer war es bisher nirgendwo - vor allem kolumbianische Besucher aus den vielen relativ nahen Ballungszentren bevölkern die Gassen des an sich sehr malerischen und knallbunten "Pueblo Paisa" (paisa nennt sich der hiesige Menschenschlag). 













Meine Unterkunft ist trotz der zentralen Lage eine Oase der Ruhe - und María Elena, die Besitzerin der wirklich hübschen Posada del Café, ein herzlicher und interessanter Gesprächspartner. Im Innenhof des u-förmigen historischen Hauses schwirren Unmengen von vorlauten und frechen Kolibris umher und lassen sich gerne bewundern.






 
Ich bummle abends noch durch die menschenerfüllten Gassen und freue mich auf den nächsten Tag - denn da habe ich beschlossen ein ca. 2 Stunden entferntes Thermalbad im Nebelwald zu besuchen.
 

Und so geschieht es dann auch nach einem sehr guten Frühstück in der Posada. Um 7:45 sitze ich im Bus nach Pereira, von wo ich dann mit einem anderen Bus nach Santa Rosa de Cabal weiterfahre. Dort angekommen wage ich eine erste Fahrt in einer der so typischen Chivas. Erst als keine Ameise mehr Platz hätte fahren, bzw. rumpeln wir den Berg hoch, bis wir im Nebel stecken. Nach über einer Stunde und mehreren blauen Flecken am Allerwertesten (Holzpritschen und Schlaglöcher sind eine schmerzhafte Kombination!) komme ich dann doch noch an der Therme an. Im schön angelegten Park folge ich einem (natürlichen) Bach und sehe dann bald den Wasserfall, der als malerische Kulisse für die 4 verschieden warmen (und recht vollen) Schwimmbecken dient. Bald schon geniesse auch ich das Thermalwasser und stelle fest, dass Kolumbianer das Baden gerne nutzen, um in Gemeinschaft Unmengen von Bier oder Hochprozentigem zu konsumieren - und dann irgendwann nach 2 Stunden im 50 Grad warmen Wasser und einer Flasche Rum gerne mal kollabieren. Trotzdem ein schöner, entspannender Ausflug.














Bei der Rückkehr nach Salento kriege ich einen ganz schönen Schreck, denn es ist in der Hauptstrasse nun so voll wie in Bogotá. Ich habe zwar Hunger, aber diesem Trubel will ich mich nicht aussetzen. María Elena empfiehlt mir eine Alternative etwas ausserhalb Salentos, knapp 10 Minuten von der Posada. Also laufe ich dort hin und bin hin und weg, denn erstens ist der Ausblick auf das Valle de Cocora wunderschön, zweitens ist es total ruhig und drittens gibt es hier eine leckere Forelle "al ajillo y limón", also mit Knoblauch und Zitronensauce- Köstlich, wenn auch nicht ganz billig. Aber das ist mir die Ruhe auf alle Fälle wert.


Am Morgen stehe ich wieder früh auf, denn heute will ich im Valle de Cocora wandern, und die Jeeps fahren schon um 7:30 Uhr von der Plaza in Salento weg. Der Weiler Cocora ist 11km entfernt. Von hier wandere ich los und staune über Kolumbiens Nationalbaum, die Wachspalme. Sie wächst erst in einem kalten Höhenklima und wird bis zu 60 Meter hoch. Schon bald lerne ich beim Wandern die nette Schweizerin Anja kennen und wir unterhalten uns und fotografieren gemeinsam auf dem knapp 6 Kilometer langen Stück durch den Nebelwald. Mehrmals muss ich über zusammengebundene Holzstämme über den reissenden Bach balancieren - und schaffe es trotz meines nicht vorhandenen Gleichgewichtssinns! Ich bin mächtig stolz als wir nach 2 Stunden schliesslich das Ziel der ersten Etappe, das Reservat von Acaime, erreichen. Dort gibt es neben schönen Ausblicken auch viele verschiedene Kolibriarten zu entdecken. Anders als im Tiefland müssen die Vögel immer wieder landen und innehalten, denn der geringere Luftdruck strengt beim Fliegen zu sehr an. Daher kann man die winzigen Vögel immer wieder aus der Nähe beobachten. In Acaime lernen Anja und ich noch die Berlgier Didier und Simon kennen und wir wandern gemeinsam weiter. Erst zurück zu einer Weggabelung. Dort stossen wir auf eine rastende und fröhliche Gruppe Kolumbianer und wir wamdern gemeinsam den ziemlich steilen und anstrengenden Weg hoch zum Aussichtspunkt La Montaña auf 3200m Höhe. Nach einem Picknick mit den Kolumbianern fängt es an zu regnen und so stehen wir erst einmal in einer Scheune unter. Irgendwann wird uns dann kalt und langweilig und die Bekehrungsversuche der kolumbianischen Pfingstgemeindler werden uns zu viel und so laufen wir trotz Regens los. Der Regen hört fast augenblicklich auf und so wandern wir auf einer breiten ungeteerten Strasse wieder in Richtung Tal. Immer wieder reisst der Nebel auf und es eröffnen sich wunderschöne Blicke auf das Tal und die vielen schlanken Wachspalmen. Wir halten oft inne, machen Fotos und staunen dann weiter vor. Sekündlich ändert sich die Stimmung. Es ist fantastisch! Leider kommen wir dann doch irgendwann im Tal an, so sehr wir uns auch Zeit lassen. Euphorisch, aber nach 14 Kilometern Wanderung auch ein wenig geschafft, steigen wir in den Jeep und fahren zurück nach Salento. Abends treffen wir uns dann zum obligatorischen Forellenessen an der Plaza und versumpfen in danach in einer der typischen Billardhallen - so lange man eben versumpfen kann, wenn um Mitternacht alles dicht macht. 































Am nächsten Morgen dann wird es Zeit sich von Salento zu verabschieden - und von María Elena, die mich mit so unglaublicher Herzlichkeit aufgenommen hat. Sie fährt aber noch mit nach Pereira, denn sie hat heute ein Familientreffen. Ich fahre von dort nach Medellín weiter und komme nach einer kurvigen und etwas holprigen Fahrt durch wunderschöne Gebirgslandschaften in der zweitgrössten Stadt Kolumbiens an, steige gleich ins Taxi und bin bald darauf in meinem Zuhause - für eine Nacht, denn morgen geht´s ja in aller Frühe zum Stadtflughafen und von dort weiter an die Pazifikküste, wo ich fernab der Zivilisation Buckelwale beobachten und Dschungelwanderungen machen werde - in einem der unerschlossensten Gebiete Südamerikas. Ich freu´ mich schon sehr. Mehr davon dann in einigen Tagen.