Dienstag, 30. August 2011

Mompós (30.8.)

Ich schlafe herrlich lange und ohne zu schwitzen dank Deckenventilator. Zum Frühstück habe ich noch einen Apfel von gestern und dann gehe ich erst einmal auf die Dachterrasse des Hostals, um den Blick auf die Umgebung zu geniessen. Die Kirche Santa Bárbara ist ein absoluter Hingucker. Aber ich merke schnell, dass es heute noch einmal ein paar Grad wärmer ist als gestern. In der Sonne ist es unerträglich heiss. 




Immer auf der Suche nach Schatten schlendere ich die teils schlammigen Wege und Strassen entlang - nur keine Eile, denn das wäre tödlich... oder zumindest könnte ich dann das T-Shirt noch schneller auswringen. 






Ein Stopp ist der verwilderte botanische Garten, in dem der drahtige Ernesto mit seiner Familie in einfachsten Verhältnissen lebt. Es ist ein ungepflegt wirkendes Fleckchen, aber der topfitte alte Mann führt mich durch den Garten und erklärt mir die Pflanzen und wofür bzw. wogegen sie gut sind. Es ist ein interessanter Rundgang - und beeindruckend was der Autodidakt Ernesto alles zu zeigen und erzählen weiss!







Ich schlendere weiter durch das Städtchen bis ich die Hitze trotz des frischen Orangensafts nicht mehr aushalte und verstecke mich stundenlang in einem kleinen Internetcafé, bis es langsam Zeit wird zurück zum Hostal zu gehen und sich für den Nachmittagsausflug auf den Fluss und in die Welt der Lagunen fertig zu machen und vielleicht noch irgendwo ein kaltes Wasser und eine Kleinigkeit zum Essen zu finden.



Jeder sucht Schatten!

Viele Männer haben Fellmatten auf ihren Motorradsitzen - um die empfindlichen Körperteile nicht zum kochen zu bringen!


Meine australisch-norwegischen Bekannten aus dem Shuttlebus von Cartagena kommen kurz vor drei ans Hostal, das ihnen sehr gut gefällt. Ich bin kurz vorher heimgekommen und quatsche mit der Carmen, der Hostalleitung. Kurz darauf kommt schon unser Captain Freddy und in einer Gruppe von 12 Leuten laufen wir das Stück zum Boot. Der Fahrtwind ist unbeschreiblich angenehm - ich höre sogar für die nächsten 3 Stunden auf zu schwitzen! Die Fahrt durch Flussarme, enge Kanäle, stille Lagunen, vorbei an wenigen einfachen Fischerdörfern ist toll - wir sehen Unmengen von Leguanen, verschiedene Eisvögel und Reiher, in der Ferne immer wieder Affen und bei den Manövern durch überwucherte Kanäle springen uns Hunderte von Grashüpfern und kleine Frösche ins Boot. Freddy erweist sich nicht nur als sehr geschickter Kapitän, sondern auch als ein super Sichter von Tieren und anderen Besonderheiten. Er erklärt viel und freut sich über unser Interesse und unsere grosse Begeisterung.




















Nach geraumer Zeit erreichen wir eine Flussinsel, auf der eine Familie samt einer ganzen Menagerie von Tieren in grosser Ruhe lebt. Selten habe ich Menschen getroffen, die so viel Frieden und Ruhe ausstrahlen! Freddy führt uns über die Insel und zeigt uns verschiedene Pflanzen. Danach trinken wir gemeinsam einen süssen Tinto (starker schwarzer Kaffee). Nach einiger Zeit und so manchen Gesprächen fahren wir wieder weiter, halten an einer Stelle vor einer anderen Flussinsel, wo uns Freddy zum baden einlädt. Ich springe vom Boot ins tanninbraune Wasser und zu meiner Verwunderung ist das Wasser nicht nur warm, sondern stellenweise wie in einem Thermalbad, fast schon heiss! Wir plantschen so eine Viertelstunde und dann klettern wir über eine wackelige Leiter und unter Hilfe von Freddy wieder zurück ins Boot. Der Fahrtwind auf dem diesmal nicht vom Schweiss nassen Körper ist herrlich - ebenso wie der bald darauf einsetzende Sonnenuntergang.















Ein fantastischer Ausflug, von dem viele in Mompós gar nichts wissen. Die Australierinnen sind ganz aus dem Häuschen und danken mir für den Tip. Ich rede noch eine Weile mit Freddy und Carmen, dann mache ich mich fertig für´s Abendessen mit den Australierinnen und anderen Teilnehmern der Tour, denn mittlerweile knurrt mein Magen deutlich vernehmbar. Wir verbringen einen wunderbar gemütlichen Abend bis es schliesslich Zeit wird für den Abschied. Ich halte es aber nicht für unmöglich, dass wir uns wieder mal über den Weg laufen! Ich gehe durch die ausgestorbenen Strassen des noch immer heissen Städtchens zurück zum Hostal und gehe nach ein paar Seiten Lesen glücklich und zufrieden ins Bett.