Sonntag, 21. August 2011

Es gibt es doch, das Paradies auf Erden! Trip an den Pazifik nach Nuquí in die Ecolodge El Cantil (17.-21.8.)

Es geht in aller Frühe los – denn um kurz nach 9 geht der erste Flug von Medellins Stadtflughafen zur Hauptstadt des Pazifikdepartements Chocó, nach Quibdó. Alles verläuft planmäßig, der Check-In, das Passieren der Sicherheitskontrolle… Bis nach geraumer Weile die Durchsage aufschreckt, dass der Flughafen Medellín bis auf Weiteres geschlossen ist und alle Passagiere des Satena-Fluges nach Quibdó zum Servicepersonal am Schalter kommen sollen. Also gehe ich dort hin, wenig Gutes ahnend – und ich täusche mich nicht. Mit Satena komme ich heute nicht mehr an den Pazifik – vuelo cancelado, Flug annulliert heißt es lapidar. Wie soll ich aber dann zu meiner Ecolodge kommen? Die Damen wissen es nicht, meinen, ich könnte es ja mal bei der Fluggesellschaft ADA probieren. Also eile ich dorthin und ja, es gibt noch einen Platz für einen Nonstopflug nach Nuquí, der planmäßig um 10h gehen soll - Kostenpunkt knappe € 100,-... aber wenn´s keine andere Möglichkeit gibt. Also sprinte ich zum Verkaufsschalter von ADA und kaufe atemlos und nervös das Ticket. Dann muss ich zum Satenaschalter und offiziell vom Flug zurücktreten. Kurze Zeit später bekomme ich mein Gepäck wieder mit dem Hinweis, ich könnte mir den entfallenen Hinflug ersetzen lassen, aber nicht jetzt, denn sie haben kann Bargeld mehr. Erst einmal egal, ich checke bei ADA ein und gehe erneut durch die Sicherheitskontrolle. Der Flug nach Nuquí soll mit zweistündiger Verspätung starten, also gegen 12. Diesmal läuft es aber besser als erwartet und kurz vor 10 sitze ich bereits auf meinem Sitz in der kleinen Propellermaschine. Stewardessen gibt es hier keine, aber dafür kann man den Piloten im Cockpit bei der Arbeit zusehen. Pünktlichst verlassen wir Medellín und schrauben uns bei ohrenbetäubendem Lärm hoch über das Tal von Medellín. Die Sicht ist atemberaubend. Schon bald fliegen wir über dichten Dschungel und das bei meist hervorragender Sicht. Immer wieder mäandern breite braune Flüsse durch das Grün des Regenwaldes und keine 45 Minuten später setzen wir an zur Landung in Nuquí. 






Der "Flughafen" liegt mitten im Ort und so nutze ich die Wartezeit bis zum Bootstransfer für eine Erkundung des schwülheißen Städtchens. Hier ist die Bevölkerung fast ausnahmslos schwarz und so komme ich mir wirklich vor wie in einem anderen Land. Kurz nach der Landung lerne ich die beiden Damen Blanca und Amparo aus Medellín kennen, die ebenfalls zur Ecolodge El Cantil weiterreisen. Wir werden die nächsten Tage viel Zeit miteinander verbringen.









Die 45-minütige Bootsfahrt entlang der dicht bewaldeten Pazifikküste bringt ein wenig Abkühlung - und eine erste Walsichtung.





Am Landungsstegs des Hotels werden wir sehr herzlich begrüßt und bekommen die ersten Informationen. Die Bungalows des Hotel liegen einfach fantastisch am Hang einer kleinen, von Felsen umrahmten Bucht, direkt dahinter beginnt der Dschungel. Mein Bungalow ist geräumig und gemütlich, mit einer schönen Terrasse und unverbautem Seeblick. Ich atme tief durch und lege als erstes meine Uhr auf den Nachttisch. Die brauche ich hier nicht, ebenso wenig wie Handy oder PC (bzw. Strom). Die Besitzer und alle Mitarbeiter sind unglaublich freundlich und herzlich und so fühlt man sich nach kurzer Zeit mehr als Freund der Familie denn als Gast. Als allererstes gibt`s Mittagessen - und das ist wie alle weiteren Mahlzeiten ein absoluter Genuss. Egal was es auch gibt, frischer Fisch ist immer Hauptbestandteil. Immer wieder anders, immer wieder raffiniert und ohne Ausnahme LECKER!!! Ich glaube ich habe noch nie so guten Fisch gegessen.


Blick von der Terrasse auf das Restaurant mit Ausguck

Mein Bungalow
Kein Luxus, aber bequem und urgemütlich!

Blick von meiner Hängematte... mehr muss ich wohl nicht sagen!

Die Bungalows - voll wird es hier also wirklich nicht!



Das Essen ist immer hervorragend - und wird von Silvia mit strahlendem Lächeln serviert!
Nach dem Essen geht´s dann wieder auf´s Boot - ich fahre ja auch so gerne Boot auf dem offenen Meer! Aber wer den Wal haben will, der hat die Qual... Zusammen mit 2 herzlichen kolumbianischen Ehepaaren, die ich beim Essen bereits kennengelernt habe, fahren wir hinaus, den Horizont dabei immer nach Walen absuchend. Lange Zeit tut sich nur wenig, aber als wir bereits alle schon mental auf ein Scheitern des Whale watchings eingestellt sind, sehen wir sie dann doch, die Buckelwale, die in den Gewässern der Gegend ihre Jungen zur Welt bringen. Wir sehen viele und immer wieder auch die majestätische Schwanzflosse. Es ist ergreifend und emotional. Schon irgendwie seltsam, dass so viele Menschen so stark auf Wale reagieren - und ich schließe mich hier nicht aus.













Nach vier Stunden und vielen weiteren Walbeobachtungen erreichen wir das Hotel klatschnaß, aber quietschvergnügt und nach einer Dusche und einer eiskalten Limonada gibt es schon wieder was zu essen. Beim Essen unterhält sich jeder mit jedem - und sei es mit Zeichensprache. Die Atmosphäre ist toll. Wir sitzen noch lange zusammen und reden. Als dann um 22 Uhr der Strom (den es nur im Restaurant gibt) abgeschaltet wird, geht jeder in seinen Bungalow. Die Paraffinlampen sind schon lange an und das Moskitonetz über dem Bett angebracht. Das Rauschen des nahen Meeres wiegt mich schnell in den Schlaf.

Am nächsten Morgen werde ich von den Geräuschen des Dschungels geweckt. Nach dem Frühstück breche ich zusammen mit meinem Guide auf zu einer langen Strandwanderung zum nächsten Dorf und dem dort liegenden Thermalbads. Der Strand ist kilometerlang und die wenigen Häuser fallen hinter der dichten Ufervegetation nicht auf. Außer uns ist weit und breit keine Menschenseele zu sehen. Im Dorf mache ich schnell Bekanntschaft mit den freundlichen, offenen Einwohnern und dann wird im lauwarmen Wasser des Bades ausgiebig entspannt. Ein vorbeifließender glasklarer Bach ist der ideale Ort zum abkühlen. Rechtzeitig vor Regenschauer und Mittagessen erreichen wir die Lodge. Das Essen ist wie immer köstlich. 











Interessante Pflanze namens Maraca


Gallinazos streiten sich um einen Fischkadaver
Zum "Nachtisch" spielen Blanca, Amparo und ich das Kartenspiel Ligretto und unterbrechen nur, um nachmittags mit den beiden zu einem nahen kleinen Wasserfall im Dschungel zu spazieren und mir dort den Rücken vom Wasser massieren zu lassen. Abends spielen wir dann weiter bis der Strom ausgestellt wird. Es ist ein wirklich relaxtes Leben hier!

Amparo und ein Teil der netten kolumbianischen Ehepaare beim Entspannen





Nach all dem guten Essen habe ich endlich mal wieder Bewegung nötig. Ich gehe auf Dschungeltrip. Mit meinem Guide Teyo kämpfe ich mich auf matschigen Pfaden eine Stunde lang einen Berg hinauf. Immer wieder zeigt er mir Pflanzen und Besonderheiten und im Gespräch vergeht die Zeit im Nu. Schließlich erreichen wir einen glasklaren Fluß und steigen hoch zu einem kleinen Wasserfall mit schönem Pool in den Felsen. Die Gelegenheit den (reichlich) vergossenen Schweiß loszuwerden. Als ein Gewitter naht brechen wir auf zurück zur Lodge und folgen dabei immer dem Fluß. Der Dschungel ist toll, voller Geräusche und Farben. Bevor es dann zu schütten beginnt sind wir nach 7 manchmal anstrengenden, aber faszinierenden Kilometern wieder an der Lodge und ich freue mich auf das heute mal wirklich verdiente Mittagessen. Schmeckt wie immer vorzüglich!!!




Ich Tarzan, du hoffentlich stabile Liane!







Die Leitung von El Cantil: Adriana, Memo und Blanca
Nach dem Essen brechen wir dann auf zur zweiten Walfahrt. Wir treffen bald auf eine Mutter und ihr Baby und folgen ihnen eine Weile, aber die beiden sind sehr ruhig. Wir wollen aber doch versuchen springende Wale zu sehen... also begeben wir uns auf die Suche nach anderen Walen. Es dauert mal wieder lange, aber dann, ja dann sehen wir eines dieser riesigen Tiere senkrecht aus dem Wasser schießen und nach einer gekonnten Drehung seitlich mit einem gewaltigen Platscher wieder landen. Unbeschreiblich. Wir sind alle wie elektrisiert. Immer und immer wieder bietet sich uns nun dieses Schauspiel. Wir knippsen und filmen und schauen doch mit einem Auge immer direkt auf´s Meer und können unser Glück kaum glauben. Das Glücksgefühl läßt die Augen feucht werden - und das noch vor Durchsicht der Fotos! Als es zu dämmern beginnt fahren wir zurück, doch zum Abschied springt in der Ferne noch ein Wal, nur für uns (das sagen wir uns zumindest).














Noch beim Abendessen haben wir alle diesen Glanz in den Augen - diesen Tag werden wir sicher alle nie vergessen! Und so vergeht auch dieser Abend nach einem spektakulären Farbenspiel zum Sonnenuntergang mit Gesprächen und Ligretto (ich werde aber einfach nicht besser - Blanca bleibt meist unbesiegbar).




Der letzte Tag beginnt mit strömendem Regen und dunkelgrauem Himmel und bis zum Mittag ändert sich daran auch nichts. Also spielen wir Ligretto bis die Karten kleben. Nach dem Mittagessen brennt die Sonne wieder vom Himmel und ich mache mich auf zum Strand zum sonnen, baden und endlich mal ein wenig lesen.








Kurz vor Sonnenuntergang kommt dann Blanca vorbei und wir reden und fotografieren und dann geht´s zum letzten Abendmahl zurück zur Lodge. Der Abend vergeht wie immer im Flug beim Ligrettospielen. Blanca und Amparo sind mir sehr ans Herz gewachsen. Blanca ist die Mutter des Leiters der Lodge - ihr Mann war Architekt und hat die Bungalows entworfen - im Einklang mit der umgebenden Natur. Nachts genieße ich noch einmal das Rauschen des Meeres und die Geräusche des Dschungels, denn am nächsten Morgen werde ich aus dem Paradies vertrieben.




Und so beginnt der nächste Tag mit Tasche packen und Frühstück. Dann noch eine letzte Fotosession mit Amparo und Blanca und Tausch der Adressen. Es folgt der herzliche Abschied und dann fahre ich über den heute mal spiegelglatten Pazifik zurück nach Nuquí. 








Zum Abschied sehe ich noch einmal Wale ziemlich nah. In Nuquí warte ich gespannt auf den Abflug. Wird alles klappen? Ja, alles läuft problemlos und nach einem kurzen Zwischenstop in Quibdó erreiche ich pünktlich das regennasse Medellín, bekomme meinen Flug ersetzt und mit dem Taxi erreiche ich mein "Guest House" nach kurzer Fahrt durch die sonntäglich-leere Stadt. 


Flughafenterminal von Nuquí
Der Terminal - Bereich Abflug




Heute werde ich nur noch meine Blogs updaten, Fotos am PC begutachten und Diät halten ;-). Ganz im Ernst - wenn jemand das Paradies auf Erden sucht, dann bitte jetzt mit der Suche aufhören und nach Nuquí, in die Ecolodge El Cantil kommen!