Dienstag, 30. August 2011

Nach Mompós (29.8.)

Wie bereits klar war steige ich um viertel vor fünf vollkommen übernächtigt in den Kleinbus nach Mompós. Ausser mir sind noch fünf Freundinnen aus Melbourne und Bergen an Bord. Es ist eigentlich ganz bequem und die Fahrt in Richtung Sümpfe kann los gehen. Der Sonnenaufgang in den Lagunen ist wunderschön - Nebelfetzen hängen über dem ruhigen Wasser.


Zwischenzeitlich unterhalte ich mich gut mit einer der Australierinnen, Norma, und so vergeht die Zeit trotz der Müdigkeit recht schnell. Immer wieder halten wir kurz an. Bei einem dieser Stops nehmen wir noch eine junge Frau mit. Sie heisst María und kommt aus einem Dorf in der Nähe von Mompós, arbeitet aber als Kindermädchen in Bogotá. Wir unterhalten uns gut während wir über die ungeteerte Strasse hoppeln. Einmal halten wir an und der Fahrer springt schnell raus und steigt auf´s Dach, denn eine Regenfront kommt näher und das Gepäck muss mit einer Plastikplane geschützt werden. Als wir in Marías Dorf sind schenkt sie mir noch einen Rosenkranz und dann biegt sie um die Ecke. Wir kreuzen den Arm des mächtigen Magdalenaflusses, den Brazo Mompox. Noch 10 Minuten auf holpriger Strasse und dann sind wir nach etwas über sieben Stunden Fahrt da, in Mompós (oder Mompox), einem vergessenen Stückchen Kolumbiens - der Ort, der schon in Verfilmungen von García Márquez´ Romanen zu Macondo, jenem mythischen Dorf wurde, in dem die Zeit still zu stehen scheint. Und das passt! Der Ort in der vor infernalischer Hitze flirrenden Ebene der Flussinsel, umgeben von schier unendlichen Lagunen und Sümpfen, scheint wie aus einer anderen Zeit. Das Hostal ist wunderschön und ich werde äusserst herzlich und persönlich empfangen. Ich mache erst einmal einen kurzen Mittagsschlaf, denn  ich muss erst einmal mein Schlafdefizit wieder etwas abbauen.



Erfrischt verlasse ich das kühle Hostal und erkunde den unglaublich heissen Ort, einer Stadt von 25.000 Einwohnern. Die Menschen sind wahnsinnig freundlich und neugierig und so ergeben sich unzählige Gespräche und schon bald werde ich von so manchem mit meinem Namen gegrüsst. Mompós ist ein koloniales Städtchen, das wegen der Anbindung an die Flussschiffahrt ein wichtiger Stop zwischen Bogotá und der Karibiküste war, aber heute von der Welt vergessen scheint. Das Leben verläuft ruhig und ohne Hektik - wie auch bei diesen Temperaturen. Mompós gilt zugleich als einer der heissesten Orte des Landes - ich glaube es gerne.






Das hätte ich nicht gedacht - es gibt also auch hier Pantherfans!











Der 29.8. ist der Tag an dem sich die Unabhängigkeit des jährt - dieses Mal zum 202. Mal. Die Schule, eine der ältesten in Lateinamerika, veranstaltet zu Ehren dieses Datums einen eigenwilligen, farbenprächtigen Umzug. Selbstverständlich schauen fast alle Einwohner begeistert zu - und ich bandel mit der süssen Sofía an - die quietschvergnügt bei ihrem Onkel auf dem Fahrrad sitzt und zu den Klängen der Musik mitwippt.













Abends esse ich Fisch in einem anderen Hotel und treffe dort die Australierinnen und die Norwegerin von heute morgen und der Abend vergeht mit gutem Essen und netten Gesprächen. Im Hintergrund blitzt und donnert es ununterbrochen und als ich eigentlich in ein Internetcafé will fängt es an zu tröpfeln. Da ich mittlerweile einige Erfahrungen mit tropischen Regengüssen habe, mache ich mich lieber auf dem schnellsten Weg auf nach Hause - und das ist auch gut so, denn ein paar Minuten später prasselt der Wolkenbruch auf´s Dach, und ich sitze im Trockenen!