Dienstag, 30. August 2011

Cartagena (27. & 28.8)

Die nächsten zwei Tage verbringe ich mit ausführlichen aber sehr relaxten Erkundungsgängen durch die historischen Viertel dieser traumhaft schönen Stadt, die aufgrund der hohen Temperaturen häufig für einen frischen Saft oder frisches Obst unterbrochen werden. Nicht zu vergessen die leckeren Süssigkeiten aus Kokos - mit Ananas oder Guayaba... Danach könnte ich süchtig werden! Die Anzahl der Strassenhändler ist wirklich beeindruckend. Alle paar Schritte werden T-Shirts, kubanische Zigarren oder irgendwelche andere mehr oder weniger interessante Dinge entgegengehalten. Würde ich nur eine Stunde bei jedem Angebot "Ja" sagen, meine Urlaubskasse wäre leer (bzw. noch leerer...).










Und Cartagena ist generell schon kein billiges Pflaster, wie ich auch in einem Souvenirmarkt in den ehemaligen Munitionskellern der Stadtmauer feststellen muss - es sei denn man bleibt bei den Souvenirs für die kolumbianischen Besucher - z.B. Rosenkränze in den Nationalfarben oder dergleichen. Also gibt es diesmal nicht nur keine Postkarten, sondern auch keine Mitbringsel - sorry.



Cartagena ist eine unglaublich atmosphärische Stadt, in den Gassen riecht es nach Moder, Salzwasser, allerleiEssen, Urin, Früchten, Pferdemist und tropischen Blüten - ich glaube ich könnte Cartagena an diesem tropischen Geruchswirrwarr mit verbundenen Augen erkennen. Immer wieder ergeben sich kürzere oder längere Gespräche mit allerlei Leuten - von Künstlern und Lebenskünstlern bis zu Zeugen Jehovas (fast hätte ich sie bekehrt!).












Eines Nachmittags während der Siesta am und im Pool des Hostals höre ich durchdringendes und lautes Gehämmer. Als ich mich bereit mache für weitere Entdeckungstouren sehe ich einen mittelalten Mann auf dem Gehweg gegenüber, der für die Geräuschkulisse verantwortlich ist. Neugierig schaue ich zu stelle bald fest, dass es sich um einen Künstler bei der Arbeit handelt. Wir kommen ins Gespräch. Der Künstler heisst César San Juan, ist 48 Jahre alt und stellt Fischskulpturen aus Blech her. Er zeigt mir seine Werke. Wirklich toll was man aus Altblech so machen kann. Ich schaue noch ein bisschen zu und gehe dann in die Stadt, aber diese Fische gehen mir nicht aus dem Kopf. Das wäre doch ein besonderes Souvenir... Na, mal sehen.

An der Stadtmauer sind hunderte von Kindern dabei ihre Drachen in den gewitterschwangeren Himmel steigen zu lassen. Der Spaziergang an der Stadtmauer entlang ist besonders angenehm, denn hier geht wenigstens Wind!


Abends gönne ich mir zum "Sonnenuntergang" (man sieht sie diesmal nicht) noch einen Sundowner im Café del Mar auf der Stadtmauer.


Der nächste Tag beginnt mal richtig spät und relaxt. Ich streife durch die Strassen, kaufe noch ein paar Kleinigkeiten im Supermarkt für meine morgige Reise in das Städtchen Mompós (oder auch Mompox). Selbstverständlich gönne ich mir wieder frisches Obst, einen Saft und Kokosleckereien! Zurück am Hostal sehe ich César bei der Arbeit. Ich frage ihn, ob er zufällig noch einen kleinen Fisch übrig hat, den er mir vielleicht verkaufen würde. Leider hat er nur noch einen grossen Barrakuda. Aber die Lösung ist schnell gefunden, denn für ein paar Euro macht er mir einfach einen. Ich schaue ihm beim Herstellen zu - und schwitze schon beim Zusehen. Unglaublich mit welcher Kraft und mit welchem Geschick er arbeitet. Keine 45 Minuten später habe ich meinen Fisch.





Ich zahle die Auftragsarbeit und frage ihn nach einem guten und günstigen Fischrestaurant. César weiss gleich ein paar und meint, er könnte jetzt auch was zu Essen vertragen. Also gehen wir gemeinsam und unterhalten uns blendend. Überall treffen wir Bekannte von ihm, er stellt mich vor und es wird immer lustig. Bei so viel Spass ist es für mich klar, dass ich (trotz Protests) zum leckeren gegrillten Fisch einlade. Dafür revanchiert er sich dann mit einem Bier und besteht drauf, dass ich noch eine zweite Hälfte für den Fisch brauche, um daraus eine Skulptur machen zu können. Also ziehen wir um 9 Uhr abends mit allen Arbeitsmaterialien los zum Hafen, wo mehr Licht ist, und César fängt wieder an zu hämmern. Als er damit fertig ist hole ich uns noch ein Bier und bald sitzen wir in grosser Runde zusammen auf dem Paseo - Künstler, fliegende Händler, Prostituierte, Polizisten und ein paar andere Kumpel von César - was für ein Tag! Auf dem Weg heim - es ist schon kurz nach zehn und um 4:30 werde ich ja abgeholt... - treffen wir dann noch einen anderen Kumpel, einen Argentinier, der dabei ist um die Ecke ein Restaurant zu eröffnen und schon sitzen wir in seinem halbfertigen Restaurant, trinken Bier und reden, reden, reden - bis gegen 1 Uhr nachts.

Dann trennen sich unsere Wege und ich bin im Hostal zum Packen - doch stelle fest, dass sich sowohl in meinem Rucksack als auch in meiner Reisetasche Ameisen angesiedelt haben. Mit Unmengen von Autan werde ich Herr der Lage. Kurz vor drei ist dann das Licht aus, auch wenn es sich eigentlich gar nicht mehr lohnt. Cartagena ist wirklich fantastisch!!!