Mittwoch, 31. August 2011

Mompós (31.8.)

Der Tag beginnt wieder spät, denn es gibt hier ja keine Hetze, das Tagesprogramm ist überschaubar. Also schlendere ich nach einem längeren Gespräch mit Carmen und einem anderen Gast durch die Gassen in Richtung Friedhof. Auf dem Weg dorthin schaue ich in den ein oder anderen Laden und sehe mir die Filigranarbeiten in Silber und Gold an, für die Mompós weltweit unter Kennern berühmt ist. Ich habe aber noch einen Tip bekommen, wo ich vorbeischauen soll. Das aber später. Bilde ich es mir nur ein oder ist es heute nochmal heisser und schwüler als gestern?! Eigentlich ja fast nicht möglich. An einem kleinen Thermometer, das gestern um kurz vor 10 Uhr nur 38 Grad angezeigt hat, steht das Quecksilber heute bei 44°C - also doch! Waren es gestern nacht doch noch 34°C...


Innenhof meines schönen Hostals







Der Friedhof ist wirklich interessant. Man schreitet durch ein Tor mit der Inschrift "Hier berührt das Leben die Unendlichkeit" und dann findet man sich inmitten von strahlendweissen Reihen von Gräbern - viele mit frischen oder Plastikblumen geschmückt. Die Stimmung ist sehr schön. Zurück am Eingang ergibt sich mal wieder ein nettes Gespräch mit drei dort sitzenden Männern. Nach einer Weile gehe ich schliesslich weiter in Richtung Internetcafé, um meine Blogs zu aktualisieren und die Fotos auf der Festplatte zu sichern. Draussen ist es sowieso viel zu heiss. Mompós ist sicherlich kein Ort für Hektiker und ich bin sehr froh, dass ich nicht nur für einen Tag gekommen bin wie die Australierinnen, die wieder auf dem Weg nach Cartagena sind.






Dieses Blumengebinde wünscht einen glücklichen Tag...

Nachmittags wage ich mich dann wieder raus in die unbarmherzige Sonne und lasse mich im Motorradtaxi zu einer Werkstatt der berühmten Momposiner Filigranarbeiten in Gold und Silber bringen, der auch Kreditkarten nimmt. Nach einer kleinen Irrfahrt komme ich dort auch an und lasse mir erst einmal die Werkstadt zeigen. Dann bewundere ich die Kunstwerke aus feinstem Silberdraht und werde auch fündig. Als ich dann meine Kreditkarte zücke erfahre ich, dass das Kartenlesegerät leider defekt ist und so wird das leider nicht schnell was. Ich brauche Bargeld und dafür brauche ich zum einen meine Karte, die natürlich im Hostal ist und zum anderen einen Geldautomaten. Also miete ich das Mototaxi länger und lasse mich zurückkutschieren, hole die Karte und auf geht´s zum Automaten. Der erste ist defekt, der zweite ist defekt - jetzt wird mir langsam etwas mulmig, da ich auch für die Hotelrechnung Bargeld brauche und es nur noch einen Geldautomaten in der Stadt gibt... der nächste ist über 2 Stunden entfernt! In der letzten Bank stehen Menschenmassen an und ich zittere 45 Minuten in der Schlange. Dann funktioniert die Karte erst einmal nicht. Ich versuche es noch einmal und dann klappt es, aber der Maximalbetrag ist so niedrig, dass ich mehrmals hintereinander die zeitaufwändige Prozedur wiederholen muss. Schliesslich habe ich aber das nötige Kleingeld und ich lasse mich vom mittlerweile etwas genervten Taxifahrer zum Laden zurückschaukeln. Für den ganzen Ärger bekomme ich wenigstens noch etwas mehr Rabatt. 




Dann wird es Abend und ich laufe vom Zentrum langsam zurück zum Hostal - auf dem Weg treffe ich auf ein paar Jungs, die für ein paar Tüten Chips singen wollen, das lasse ich mir natürlich nicht entgehen! -, genehmige mir ein kühles Bier und lerne dann den hiesigen Arzt kennen, der gerade eine Australierin verarztet. Ein sehr eigentümlicher Typ mit Legalize-Hanfbeutel und wenig Struktur. Dafür will er über europäische Politik diskutieren. Ich übersetze ein wenig für die Australierin und gehe dann essen. 



Abends ein allerletzter Bummel durch die nur noch von Geckos und Fröschen bevölkerten Strassen und dann falle ich nach einem kurzen Gespräch und Tasche packen ins Bett, denn um 3 Uhr morgens werde ich ja schon vom Shuttlebus abgeholt... 

Dienstag, 30. August 2011

Mompós (30.8.)

Ich schlafe herrlich lange und ohne zu schwitzen dank Deckenventilator. Zum Frühstück habe ich noch einen Apfel von gestern und dann gehe ich erst einmal auf die Dachterrasse des Hostals, um den Blick auf die Umgebung zu geniessen. Die Kirche Santa Bárbara ist ein absoluter Hingucker. Aber ich merke schnell, dass es heute noch einmal ein paar Grad wärmer ist als gestern. In der Sonne ist es unerträglich heiss. 




Immer auf der Suche nach Schatten schlendere ich die teils schlammigen Wege und Strassen entlang - nur keine Eile, denn das wäre tödlich... oder zumindest könnte ich dann das T-Shirt noch schneller auswringen. 






Ein Stopp ist der verwilderte botanische Garten, in dem der drahtige Ernesto mit seiner Familie in einfachsten Verhältnissen lebt. Es ist ein ungepflegt wirkendes Fleckchen, aber der topfitte alte Mann führt mich durch den Garten und erklärt mir die Pflanzen und wofür bzw. wogegen sie gut sind. Es ist ein interessanter Rundgang - und beeindruckend was der Autodidakt Ernesto alles zu zeigen und erzählen weiss!







Ich schlendere weiter durch das Städtchen bis ich die Hitze trotz des frischen Orangensafts nicht mehr aushalte und verstecke mich stundenlang in einem kleinen Internetcafé, bis es langsam Zeit wird zurück zum Hostal zu gehen und sich für den Nachmittagsausflug auf den Fluss und in die Welt der Lagunen fertig zu machen und vielleicht noch irgendwo ein kaltes Wasser und eine Kleinigkeit zum Essen zu finden.



Jeder sucht Schatten!

Viele Männer haben Fellmatten auf ihren Motorradsitzen - um die empfindlichen Körperteile nicht zum kochen zu bringen!


Meine australisch-norwegischen Bekannten aus dem Shuttlebus von Cartagena kommen kurz vor drei ans Hostal, das ihnen sehr gut gefällt. Ich bin kurz vorher heimgekommen und quatsche mit der Carmen, der Hostalleitung. Kurz darauf kommt schon unser Captain Freddy und in einer Gruppe von 12 Leuten laufen wir das Stück zum Boot. Der Fahrtwind ist unbeschreiblich angenehm - ich höre sogar für die nächsten 3 Stunden auf zu schwitzen! Die Fahrt durch Flussarme, enge Kanäle, stille Lagunen, vorbei an wenigen einfachen Fischerdörfern ist toll - wir sehen Unmengen von Leguanen, verschiedene Eisvögel und Reiher, in der Ferne immer wieder Affen und bei den Manövern durch überwucherte Kanäle springen uns Hunderte von Grashüpfern und kleine Frösche ins Boot. Freddy erweist sich nicht nur als sehr geschickter Kapitän, sondern auch als ein super Sichter von Tieren und anderen Besonderheiten. Er erklärt viel und freut sich über unser Interesse und unsere grosse Begeisterung.




















Nach geraumer Zeit erreichen wir eine Flussinsel, auf der eine Familie samt einer ganzen Menagerie von Tieren in grosser Ruhe lebt. Selten habe ich Menschen getroffen, die so viel Frieden und Ruhe ausstrahlen! Freddy führt uns über die Insel und zeigt uns verschiedene Pflanzen. Danach trinken wir gemeinsam einen süssen Tinto (starker schwarzer Kaffee). Nach einiger Zeit und so manchen Gesprächen fahren wir wieder weiter, halten an einer Stelle vor einer anderen Flussinsel, wo uns Freddy zum baden einlädt. Ich springe vom Boot ins tanninbraune Wasser und zu meiner Verwunderung ist das Wasser nicht nur warm, sondern stellenweise wie in einem Thermalbad, fast schon heiss! Wir plantschen so eine Viertelstunde und dann klettern wir über eine wackelige Leiter und unter Hilfe von Freddy wieder zurück ins Boot. Der Fahrtwind auf dem diesmal nicht vom Schweiss nassen Körper ist herrlich - ebenso wie der bald darauf einsetzende Sonnenuntergang.















Ein fantastischer Ausflug, von dem viele in Mompós gar nichts wissen. Die Australierinnen sind ganz aus dem Häuschen und danken mir für den Tip. Ich rede noch eine Weile mit Freddy und Carmen, dann mache ich mich fertig für´s Abendessen mit den Australierinnen und anderen Teilnehmern der Tour, denn mittlerweile knurrt mein Magen deutlich vernehmbar. Wir verbringen einen wunderbar gemütlichen Abend bis es schliesslich Zeit wird für den Abschied. Ich halte es aber nicht für unmöglich, dass wir uns wieder mal über den Weg laufen! Ich gehe durch die ausgestorbenen Strassen des noch immer heissen Städtchens zurück zum Hostal und gehe nach ein paar Seiten Lesen glücklich und zufrieden ins Bett.