Der Tag beginnt wieder spät, denn es gibt hier ja keine Hetze, das Tagesprogramm ist überschaubar. Also schlendere ich nach einem längeren Gespräch mit Carmen und einem anderen Gast durch die Gassen in Richtung Friedhof. Auf dem Weg dorthin schaue ich in den ein oder anderen Laden und sehe mir die Filigranarbeiten in Silber und Gold an, für die Mompós weltweit unter Kennern berühmt ist. Ich habe aber noch einen Tip bekommen, wo ich vorbeischauen soll. Das aber später. Bilde ich es mir nur ein oder ist es heute nochmal heisser und schwüler als gestern?! Eigentlich ja fast nicht möglich. An einem kleinen Thermometer, das gestern um kurz vor 10 Uhr nur 38 Grad angezeigt hat, steht das Quecksilber heute bei 44°C - also doch! Waren es gestern nacht doch noch 34°C...
Innenhof meines schönen Hostals |
Der Friedhof ist wirklich interessant. Man schreitet durch ein Tor mit der Inschrift "Hier berührt das Leben die Unendlichkeit" und dann findet man sich inmitten von strahlendweissen Reihen von Gräbern - viele mit frischen oder Plastikblumen geschmückt. Die Stimmung ist sehr schön. Zurück am Eingang ergibt sich mal wieder ein nettes Gespräch mit drei dort sitzenden Männern. Nach einer Weile gehe ich schliesslich weiter in Richtung Internetcafé, um meine Blogs zu aktualisieren und die Fotos auf der Festplatte zu sichern. Draussen ist es sowieso viel zu heiss. Mompós ist sicherlich kein Ort für Hektiker und ich bin sehr froh, dass ich nicht nur für einen Tag gekommen bin wie die Australierinnen, die wieder auf dem Weg nach Cartagena sind.
Dieses Blumengebinde wünscht einen glücklichen Tag... |
Nachmittags wage ich mich dann wieder raus in die unbarmherzige Sonne und lasse mich im Motorradtaxi zu einer Werkstatt der berühmten Momposiner Filigranarbeiten in Gold und Silber bringen, der auch Kreditkarten nimmt. Nach einer kleinen Irrfahrt komme ich dort auch an und lasse mir erst einmal die Werkstadt zeigen. Dann bewundere ich die Kunstwerke aus feinstem Silberdraht und werde auch fündig. Als ich dann meine Kreditkarte zücke erfahre ich, dass das Kartenlesegerät leider defekt ist und so wird das leider nicht schnell was. Ich brauche Bargeld und dafür brauche ich zum einen meine Karte, die natürlich im Hostal ist und zum anderen einen Geldautomaten. Also miete ich das Mototaxi länger und lasse mich zurückkutschieren, hole die Karte und auf geht´s zum Automaten. Der erste ist defekt, der zweite ist defekt - jetzt wird mir langsam etwas mulmig, da ich auch für die Hotelrechnung Bargeld brauche und es nur noch einen Geldautomaten in der Stadt gibt... der nächste ist über 2 Stunden entfernt! In der letzten Bank stehen Menschenmassen an und ich zittere 45 Minuten in der Schlange. Dann funktioniert die Karte erst einmal nicht. Ich versuche es noch einmal und dann klappt es, aber der Maximalbetrag ist so niedrig, dass ich mehrmals hintereinander die zeitaufwändige Prozedur wiederholen muss. Schliesslich habe ich aber das nötige Kleingeld und ich lasse mich vom mittlerweile etwas genervten Taxifahrer zum Laden zurückschaukeln. Für den ganzen Ärger bekomme ich wenigstens noch etwas mehr Rabatt.
Dann wird es Abend und ich laufe vom Zentrum langsam zurück zum Hostal - auf dem Weg treffe ich auf ein paar Jungs, die für ein paar Tüten Chips singen wollen, das lasse ich mir natürlich nicht entgehen! -, genehmige mir ein kühles Bier und lerne dann den hiesigen Arzt kennen, der gerade eine Australierin verarztet. Ein sehr eigentümlicher Typ mit Legalize-Hanfbeutel und wenig Struktur. Dafür will er über europäische Politik diskutieren. Ich übersetze ein wenig für die Australierin und gehe dann essen.
Abends ein allerletzter Bummel durch die nur noch von Geckos und Fröschen bevölkerten Strassen und dann falle ich nach einem kurzen Gespräch und Tasche packen ins Bett, denn um 3 Uhr morgens werde ich ja schon vom Shuttlebus abgeholt...